Mit der Entwicklung der assistierten Reproduktionstechnologien (ART) ist es für viele Paare möglich geworden, Kinder in ihren 40ern, 50ern und manchmal sogar 60ern zu bekommen. Das Alter von Vätern und Müttern steigt in den meisten Industrieländern, und die positive Darstellung solcher Eltern in den Medien, insbesondere durch Prominente, macht diese Entscheidung gesellschaftsfähig. Aber was sind die Risiken? Was gibt es zu bedenken, abgesehen von möglichen medizinischen Problemen? In einigen Ländern gibt es gesetzliche Beschränkungen in Bezug auf das Höchstalter von Wunscheltern, die an Programmen der assistierten Reproduktion teilnehmen möchten (einschließlich Gametenspende oder Leihmutterschaft, sofern eine solche Behandlung erlaubt ist). In anderen Ländern, zu denen auch die Ukraine gehört, liegt die Entscheidung im Ermessen der für das ART-Programm verantwortlichen Fachärzte.
Ab wann setzt also ein fortgeschrittenes Alter ein?
Im Fall eines zukünftigen Vaters: Wenn ein Mann älter wird, steigt die Anzahl der De-novo-Mutationen in seinem Sperma. Damit steigt auch proportional die Wahrscheinlichkeit einer Totgeburt oder dass ein Kind eine schädliche Mutation trägt, die in Verbindung zu Störungen wie Autismus oder Schizophrenie steht (Kong, 2012). Doch während insbesondere das Risiko für Totgeburten mit dem väterlichen Alter von 40 Jahren und mehr steigen kann, gibt es keinen klaren Alterszeitpunkt bei Vätern, ab dem gesundheitliche Risiken bei den Nachkommen drastisch zunehmen (Smith, 2015; Urhog, 2017). Diese Risiken können durch die Verwendung von Spendersamen umgangen werden.
Im Fall einer zukünftigen Mutter: Oft wird ein fortgeschrittenes mütterliches Alter als „35 Jahre und mehr“ definiert, basierend auf einem starken Fruchtbarkeitsrückgang ab Mitte 30 und einem erhöhten Risiko für fetale genetische Anomalien. Wenn jedoch eine Frau die Schwangerschaft selbst austrägt und Spendereizellen verwendet, nehmen die Bedenken hinsichtlich der Gesundheit der Mutter mit steigendem Alter zu und können ab einem Alter von 50 Jahren als beträchtlich angesehen werden. Eine Kombination aus Spendereizellen und Schwangerschaftsträgerin (Leihmutter) kann die Risiken bei diesen Frauen verringern, sowohl in Bezug auf den Fötus wie auch in Bezug auf die Geburt.
Was ist neben gesundheitlichen Risiken noch zu beachten?
Es gibt viele Forschungen und Informationen zu den gesundheitlichen Risiken bei Eltern mit fortgeschrittenem Alter, aber ein offensichtliches und äußerst wichtiges Problem bleibt oft unberücksichtigt: Kinder, die von Müttern und Vätern fortgeschrittenen Alters geboren wurden, unabhängig vom Alter der Gameten (Eier oder Spermien), die zu ihrer Empfängnis beitragen, und dem Alter der Person, die die Schwangerschaft austrägt, erleben häufiger und früher die Verschlechterung der Gesundheit oder den Tod eines oder beider Elternteile als Kinder jüngerer Eltern (Zweifel, 2015).
Schauen wir uns die statistischen Sterberisiken von Eltern im fortgeschrittenen Alter bis zum 15. Geburtstag des Kindes an:
Natürlich ist jeder Fall einzigartig und neben der Statistik sind viele weitere Faktoren zu berücksichtigen. Zum Beispiel sollten eine Gesundheits- und Familienanamnese eines jeden Elternteils der Wunscheltern sowie das Vorhandensein oder Fehlen zusätzlicher unterstützender Personen, die dazu beitragen können, ein Kind bis zum Erwachsenenalter zu erziehen und zu unterstützen, mitberücksichtigt werden. Fazit ist, dass jede Entscheidung, insbesondere diejenige, die das Leben und das Wohlbefinden eines Kindes beeinflussen kann, verantwortungsbewusst getroffen werden muss. Eltern sollten alle Vor- und Nachteile immer nicht nur aus ihrer eigenen Perspektive, sondern auch aus der Perspektive ihrer zukünftigen Kinder betrachten.
